ASVÖ Blog
Was uns im ASVÖ bewegt:

Nachhaltiger (?) Wintersport

März 22, 2023
ASVÖ
Gastautorin Julia Wlasak

ist Vollblut-Sportlerin und blickt auf umfassende Erfahrung im Nachhaltigkeitsbereich zurück. Sie gründete im Dezember 2019 move4sustainability – Das Portal für nachhaltigen Sport und BNE im Sportunterricht – und berät Sportbegeisterte und Sportorganisationen in puncto Nachhaltigkeit.

Skifahren gehört zu den beliebtesten Betätigungen im Schnee. Rund 600 Skivereine umfasst der ASVÖ österreichweit. Unbestritten ist: Beim Skifahren werden zahlreiche Muskelgruppen trainiert. Die Koordinationsfähigkeit wird verbessert, das Herz-Kreislaufsystem wird gestärkt. Skifahren ist gesund, macht Spaß, ist ein Lebensgefühl. Und in Österreich eine absolute Traditionssportart – nicht nur bei der Ausübung, sondern auch beim Zusehen.

Skifahren gehört zu den beliebtesten Betätigungen im Schnee. Rund 600 Skivereine umfasst der ASVÖ österreichweit. Unbestritten ist: Beim Skifahren werden zahlreiche Muskelgruppen trainiert. Die Koordinationsfähigkeit wird verbessert, das Herz-Kreislaufsystem wird gestärkt. Skifahren ist gesund, macht Spaß, ist ein Lebensgefühl. Und in Österreich eine absolute Traditionssportart – nicht nur bei der Ausübung, sondern auch beim Zusehen.

„Schatten“ im Schnee

Doch ungewöhnlich warme Temperaturen, weiße, künstliche Schneestreifen umgeben von Grün, und Schneekanonen, die auf Hochtouren laufen, werfen einen Schatten auf vermeintlich ungezwungene und gesundheitsfördernde Stunden auf der Piste: Der ein oder die andere Ski-Fahrer*in hat bereits in der vergangenen Saison bemerkt, dass die Auswirkungen der Klimakrise auch im Skiurlaub zur Realität geworden sind. Und auch eingefleischten Skifans wurde beim Hinfiebern auf ein Abfahrtsrennen schon einmal ein Strich durch die Rechnung gemacht. Die Folgen sind bereits jetzt sichtbar und spürbar.

Lange vorbei sind die Zeiten mit adäquaten Schneemengen, die ein unvergessliches Fahrerlebnis und Skirennen unter perfekten Bedingungen garantieren, inmitten vermuteter unberührter Natur. Kann Wintersport nachhaltig sein – und es überhaupt noch werden? In Anbetracht der Dringlichkeit und Geschwindigkeit, in welcher umfassende Maßnahmen zum Klimaschutz auf allen Ebenen getätigt werden müss(t)en, zeigt sich das Verlangen nach einem „Skiurlaub wie damals“ eher minimal relevant. Dennoch ist der Wintersport ein gutes Beispiel dafür, um die aktuellen Auswirkungen der Klimakrise zu adressieren, zu Maßnahmen zu bewegen – und um aufzuzeigen, dass eben auch der Sport betroffen ist.

©iStock

„Weiße Pracht“ ist Mangelware

Schnee ist bereits jetzt in den Alpen ein seltenes Gut geworden. Und auch in Zukunft wird die „weiße Pracht“ immer knapper werden. Unter 1.300 Metern ü. d. Meer wird es weniger schneien, die Dauer der Schneebedeckung verringert sich in Summe, Gletscher schmelzen. Bis 2100 wird – ohne entsprechende Klimaschutzmaßnahmen – die natürliche Schneedecke in den Alpen bis zu 70% abnehmen. Ist an Skisport also überhaupt dann noch zu denken?

Mit diesen Veränderungen würde sich nicht nur die Dauer der „Wintersaison“ verkürzen, sondern auch Skifahren lediglich über 2.500 Meter ü. d. Meer mit ausreichend Naturschnee für den Winterbetrieb möglich sein. Um somit nicht nur das „Überleben“ von Möglichkeiten zum Skifahren zu sichern, sondern nebenbei auch jenes der gesamten Menschheit, müssen dringend und sofort umfassende Maßnahmen gesetzt werden.

©iStock

Massentourismus und seine Folgen

Eine Möglichkeit, um den Wintersport nachhaltiger (und bewusst nicht nachhaltig per se) gestalten zu können, ist, sich mit dem Phänomen Winter-Massentourismus auseinanderzusetzen. Denn auf ihn sind überwiegend Umweltbelastungen zurückzuführen. Massentourismus im Winter verwandelt Bergorte in städtische Regionen. Der Traum vom abgelegenen, einsamen Skigebiet entspricht in Summe nicht der Realität. Boden-, Wasser- und Luftverschmutzung sind die Folgen.

©pexels

Mobilität als wesentlicher Faktor

Ein beträchtlicher Beitrag zum Klimaschutz liegt beim Individuum im Bereich der Mobilität. Die Anreise in das – im besten Fall nahe gelegene Skigebiet – sowie die Abreise sollten nach Möglichkeit mit öffentlichen Verkehrsmitteln getätigt werden. Die Nutzung von Shuttlebussen und das Bilden von Fahrgemeinschaften kann ebenfalls eine Verbesserung der eigenen Klimabilanz bewirken. Ein längerer Aufenthalt ist zudem schonender als mehrmalige, kurze Skiausflüge.

Kleinere oder mittelgroße Skigebiete, die sich auf sanften Tourismus konzentrieren, auf Neuerschließungen und künstliche Beschneiung verzichten sowie erneuerbare Energien einsetzen, sollten hier ebenfalls Zielgebiete für den Skiurlaub sein – umso besser, wenn diese an den öffentlichen Verkehr angeschlossen sind. Regionale, saisonale und pflanzenbasierte Ernährung in den Unterkünften verbessert ebenfalls die eigene Klimabilanz. Und nicht zuletzt das richtige Verhalten auf den gekennzeichneten Pisten schont die Umwelt und Wildtiere vor Stress.

Dennoch sei angemerkt, dass diese individuellen Maßnahmen im System des Massentourismus und „Wettrüstens“ der Skigebiete auf Dauer keine nachhaltige Lösung darstellen können und von Grund auf ein starkes Umdenken stattfinden muss. Und auch im Zusammenhang mit dem Profisport spielen Verbände, naheliegend der Weltverband FIS, eine entsprechende Rolle, um Verantwortung zu übernehmen, umfassendere und ambitionierte Nachhaltigkeitskonzepte aufzusetzen und beispielsweise im Bereich der Mobilität (Wettkämpfe, Trainings) Veränderungen zu bewirken.

Klimafreundliche Bewegung als Ziel

Denn die unangenehme Antwort auf die zuvor gestellte Frage lautet: Wirklich nachhaltiger Wintersport ist unter den aktuellen Rahmenbedingungen nicht möglich. Und ist in Zukunft davon abhängig, wie stark und ambitioniert Umweltschutz jetzt forciert wird. So kann die Klimakrise auch Chancen im Sport eröffnen und zu dem so wichtigen Umdenken motivieren. Mit dem Ziel: sich nicht nur gesundheitsförderlich, sondern auch klimafreundlich zu bewegen!


Quellen:
ZAMG: https://www.zamg.ac.at/cms/de/klima/news/schnee-im-klimawandel
FuSE-AT (Future Snow Cover Evolution in Austria): https://fuse-at.ccca.ac.at/3-bereiche/